.hyacinthe 2020




11/04/20



Tu sei il mio ieri il mio oggi.
Für eine Erinnerung braucht es Zwei - (Chiamami tormento dai),
Hyacinthe halluzinierte ich als die Krankheit Form annahm.
Meine Pflanzen heißen jetzt in wöchentlicher Rotation wie meine Freunde. Ich begieße sie und mein Leben vor neun Jahren blüht auf im Dachgeschoss in der Nähe von Schönholz wieder auf. Wo vergessene Lieben ausgeschrieben werden, renne ich vor mich hin und sehe schlechte Gedanken.
Menschen im Park reden triviale Monologe und wir lachen über essbare
Zeppeline in der Fastenzeit.
Der Tod ist irgendwie auch eine Möglichkeit geworden.



12/04/20

Letztes Jahr in St. Petersburg bei der hellblauen Kirche, war es Ostern.
Ich denke an liebliche Grachten, wo längliche Dänische Flötisten entlangrennen, wir morgens Pferde besteigen und der Newsky Prospekt vor Klassik glüht.
So reise ich dieses Jahr Erinnerungen entlang: warum tauchen sie wieder auf?
Wir erzählen uns die Geschichte wieder und wieder, denn der Mann aus den Gedichten ist wieder da. So kann ich stolz erzählen: der Russe ist krank und trinkt Thymian (Tamás). Manchmal schreie ich auf, wie ein alter Router.



13/04/20

Grau-weiß gestreift fällt das kahle Licht auf mein Gesicht.
Wie öde.
Aber wenn ich die Augen schließe - alles blutorangenrot,
ich schaue kleinen blauen Flecken zu, wie sie durch das Lava schweben, kleine, sorgsame Wolken in ihrem Neuronenbahnen-Zuhausen.
Hin und her, wankt der Hinterkopf und wieder entsteht ein ganzer Blumenstrauß.
-
Ich habe eine eine original Bach-Partita gefunden (gescannt von Anna Magdalena selbst), die ich ausdrucke und vor aufgeklappten Laptop-Notenständer vom Blatt spiele. Der steht auf dem Drucker, neben dem umgedrehten Plasmabildschirm.



14/04/20

Ich grabe nach Realitäten.
Eine Summe aller hochgeschleppten Einkäufe ist mein Fleisch -
Es frisst Träume, die von Tag zu Tag wilder werden.

Das Geräusch von abgeschabten Forellenschuppen.



15/04/20

Forst und Schilf und noch mehr grauer Frühlingskontrast -
Im Hintergrund White-Trash jeden, jeden Tag und Pixelcalls.

Warum bin ich glücklich ?
Aus Notwendigkeit, aus Fülle und aus Stille.
Du bist die Gegenwart geworden.



16/04/20

In Berlin liegt jegliche Schöhnheit in der Vorstellungswelt, man muss sie suchen, wie TasHubaTöhötöm, als er seine innere Urheimat wieder erblickt.
Kugeln und Knöpfe zieren jetzt den Himmel über dem Feld. Ich werde zur Nomadin auf der Steppe und erläutere als Ökologischer Bieber der Potsdamer Platz - InfoBox meine Geschichte.

Tage sind derzeit wie komprimierte schwarze Sonntagssteine.
Orte in der Stadt. Die Wohnungen aufeinander gefaltet, so bin ich der Geist der aus deinen Blumen spricht. Die Nepalesen schenken mir im leeren Restaurant ein Abendessen, weil alle Bergleute sich gleichen. Ich erinnere mich an die Kirchspitze, wie an einen stumpfen Farbstift für Sternpunkte. Je weiter ich zurück denke, desto Erwachsener werde ich. Die Lage meiner Gedanken ist sicher.



17/04/20

Ich sitze ganz weit draußen an der äußersten Ecke der Decke.

Ich habe mich rücklings genau angepasst auf deinen Rücken gelegt und mag die klare Grenze deines Körpers. Ich darf nicht herunterfallen.

Ich Frage mich ob alles Kompromiss ist und ich nur nach Musen suche.



18/04/20

So wurde ich halt Musetta, hinter dem Gardarobenvorhang aus silbernen Seidenstreifen hervor, schaue ich ruhig zu, wie Du langsam abbaust und die Bühne verläßt. (Vorhang: wie beim Eingang zu einem Friseur oder ähnlichem. Mein gewählter Fächer versteckt mich vor konkreten Möglichkeiten.
Die Frau ohne Schicksal, wankt panisch von Traum zu Trugbild, und wünscht sich schelmisch, dass jemand endlich den Stoff ihrer Hülle wegreißt.
Ich trete nachts auf den Balkon und sehe ruhige Haushalte. Es flimmert die Putzfassade wie eine dreckige Leinwand in der kalten Vorstadtluft. Ein starker, magernder Mondschein lässt Armut unverhüllt und ich hoffe auf den Geruch einer Sommerzigarette bei gelbem Straßenlicht, die selbe aus den Erinnerungen, bevor noch offensichtlich wurde, dass Stränge nach belieben gezogen werden können. Warum in brüchigen niedrigen Stadthäusern, bei einem Treppenhaus, das ich kenne, warten die wahren Wählbarkeiten, warum muss es zuhause sein und wer ist dann Mimi? Ich will klingeln können und flüchten in junge versprochene Klarheit, in die altbekannte Fantasie. Süchtig nach Flucht, bleiben wir in der Gegenwart eingesperrt.

Der vorhin betrachtete Mond ist aber wie gewöhnlich weitergewandert.



19/04/20

Dunkel und unglaublich kalt, wir durften von den Nachbarn nicht gesehen werden. Die Beobachter dieser Gegend, schlafen nie. Als Kind im unbeheizten Auto zur Schule zu fahren ist der Schrecken an sich, schlimmer geht es nicht. Alles wiederholt sich. Mein Fuß ist eingeschlafen. Meine Schulden unbezahlt. Das Wohnzimmer ist höher als breit und es hallt. Ich hasse es. Das kalte innere einer Bleikugel, klemmt es wohl seit dem Krieg unbequem im Hinterhof rechts, im besten Fall aufgehängt an Gylcinienlianen. Geschossen wurde vom mächtigen erbitterten Schicksal, so gleichgültig diesem Ort wie jedem anderen. Lichter zeichnen spöttische Geometrien gegenüber um vergeudete Zeit zu verdeutlichen. Scham!

Bachelard empfiehlt das Autorauschen eines (Pariser) Wohnlochs zum Schiff in der Brandung umzudenken, Positive-thinking statt Verzweiflung, Freiheit statt Isolation. Als ob Gedanken noch Qualität haben müssten. Fokus!



Copyright Alma Lux Grossen. ︎︎ ︎